Nach drei Jahren Pause findet heuer wieder der Berufsinformationstag JOB Dachau statt, der vom Arbeitskreis SchuleWirtschaft veranstaltet wird. Die beiden Vorsitzenden des Arbeitskreises, Sparkassenvorstand Hermann Krenn und Schulamtsdirektor Albert Sikora, sprechen darüber, weshalb die JOB 2023 eine wichtige Veranstaltung ist.
Freuen Sie sich darauf, dass die JOB 2023 wieder im „echten Leben“ stattfinden kann?
Hermann Krenn: Darauf freue ich mich tatsächlich sehr. Wir haben zwar in den vergangenen drei Jahren digitale Angebote unterbreitet, damit Jugendliche Informationen zur Berufswahl erhalten konnten. Wir haben sogar die Web-App Bildungsnavi.org neu aufgesetzt und dabei eine erhebliche Summe investiert. Aber digitale Informationen können auf Dauer das Gesamtprogramm der JOB nicht ersetzen.
Albert Sikora: Selbstverständlich freue ich mich. Unsere Gesellschaft lebt vom Austausch von der Kommunikation – und das endlich wieder erleben zu dürfen, das ist großartig.
Weshalb ist für den Arbeitskreis SchuleWirtschaft Dachau diese Messe so wichtig?
Albert Sikora: Die Messe ist nicht für den Arbeitskreis wichtig, sondern für die Jugendlichen, deren Eltern und für unsere Firmen. Wir als Arbeitskreis sind froh, mit der JOB-Messe einen wichtigen Baustein in der Berufsorientierung setzen zu können. Mit der JOB Dachau haben unsere Jugendlichen, aber auch unsere Firmen eine tolle Möglichkeit, sich zu präsentieren, sich zu orientieren und im besten Fall gleich einen Praktikumsplatz „klar zu machen“.
Hermann Krenn: Uns ist die JOB Dachau wichtig, weil hier alles gleich an einem Tag geschehen kann: Die Jugendlichen kommen mit ihren Freunden oder mit ihren Eltern. Sie informieren sich, welche Möglichkeiten sie mit und ohne weiterführenden Schulabschluss haben. Dann schauen sie sich um und beschnuppern vielleicht gleich den einen oder anderen möglichen Ausbildungsbetrieb. Sie nehmen gezielt Materialien mit oder sie scannen sie ein. Vielleicht haben sie sich auch schon für ein Azubi-Speed-Dating angemeldet und können angstfrei testen, wie so ein Gespräch läuft. Und einen Praktikumsplatz haben sie bei Interesse auf der JOB Dachau auch gleich ins Auge gefasst.
Betriebe suchen händeringend nach Berufsnachwuchs. Wie kann man sie unterstützen, damit sie den Kontakt zu interessierten Jugendlichen finden?
Hermann Krenn: Zum Beispiel durch Berufsinformationstage wie die JOB Dachau. Wer sich als Unternehmen hier präsentiert und offen auf die Fragen junger Leute eingeht, der hat auch Kontakt zu potenziellen Auszubildenden.
Albert Sikora: Die JOB Dachau ist hierbei ein Baustein. Das BildungsNavi ist ein weiterer Baustein. Hier haben regionale Firmen die Möglichkeit sich zu präsentieren und die Schulen beziehungsweise Jugendliche haben mit dem BildungsNavi eine Plattform, mit den regionalen Betrieben unkompliziert Kontakt aufzunehmen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, nachhaltige Instrumente zu schaffen, um Schule und Betrieb zusammenzuführen.
Und wie kann man Jugendliche bei der Wahl des eigenen Berufsweges fördern?
Albert Sikora: Hier braucht es ein Zusammenspiel sämtlicher beteiligter Akteure: Der Agentur für Arbeit, Berufsschulen, Allgemeinbildende Schulen, Wirtschaft, Eltern. Wir als Arbeitskreis SchuleWirtschaft Dachau wollen auch unseren Beitrag leisten. Den richtigen Beruf für sich zu finden ist sicherlich eine große Aufgabe.
Hermann Krenn: Man kann Jugendliche bei der Wahl ihres Ausbildungs- und Berufswegs unterstützen, indem man ihnen gezielt die Möglichkeit bietet, sich an einem Ort und in kurzer Zeit gleich über viele verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren, wie eben auf der JOB Dachau. Wenn junge Leute dann an einer Stelle spontan merken: Wow, das interessiert mich wirklich, dann sollten sie da dranbleiben. Und dazu kann man sie auch ermutigen.
Fast alle Eltern wünschen sich, dass ihr Kind Abitur macht und studiert. Sollte man Jugendliche nicht vielmehr ermutigen das zu tun, was ihnen wirklich Spaß macht?
Hermann Krenn: Wenn Eltern sehen, dass ihr Kind gerne und problemlos große Stoffmengen lernt, dann sollten sie es daran natürlich nicht hindern. Es macht aber keinen Sinn, den Junior oder auch die Juniorin durchs Gymnasium zu zwingen, wenn das Kind jedes Jahr wieder notenmäßig auf der Kippe steht und dort auch sonst etwas lustlos herumhängt. Für mich steht außer Frage, dass man das gut kann, was man gerne tut. Das gilt auch für den Beruf. Man muss sich nur vorstellen, dass wir die meiste Zeit unseres bewussten Alltags im beruflichen Umfeld bewegen. Weil das so ist, wünsche ich uns allen, dass wir den Beruf erlernen durften und dürfen, der uns Freude bereitet und wo wir eigene Erfolge sehen können. Im Übrigen bin ich ein erklärter Anhänger des lebenslangen Lernens. Man kann sich immer entwickeln und sich auch weiterqualifizieren, wenn man das möchte. Das kann ein Ansporn für „Spätzünder“ sein.
Albert Sikora: Entscheidend ist, dass man ein zufriedenes Leben führt. Unser Bildungssystem bietet hier viele Wege an, seine Stärken und seine Interessen zu verwirklichen. Da hat das Abitur genauso seinen Platz wie der Mittelschulabschluss oder jeder andere Schulabschluss. Die Qualität eines Menschen am Bildungsabschluss festzumachen ist sicherlich nicht der richtige Weg. Die JOB Dachau zeigt eindrucksvoll, welches Potential zum Beispiel auch das Handwerk oder die Pflegeberufe bieten.
(Interview: Gabriele Riffert)
Der Berufsinformationstag JOB 2023 für alle Schülerinnen und Schüler ab der 7. Jahrgangsstufe findet am Samstag, den 6. Mai von 9 bis 15 Uhr in der ASV-Halle in Dachau statt. Dort stehen über 50 Aussteller das aus der Region für das Gespräch mit den Jugendlichen und ihren Eltern zur Verfügung. Ein Vortragsprogramm sowie das beliebte Format „Azubi-Speed-Dating“ ergänzen das Angebot.
Aktuelle Infos unter www.bildungsnavi.org sowie auf Facebook (Bildungsnavi Dachau) und – ganz neu – auf Instagram schulewirtschaft.dachau.