Überraschender Fund | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 24.04.2024 09:37

Überraschender Fund

Dachaus älteste Urkunde: die Pergamenturkunde von Herzog Ernst vom 19. November 1409. (Foto: Stadtarchiv)
Dachaus älteste Urkunde: die Pergamenturkunde von Herzog Ernst vom 19. November 1409. (Foto: Stadtarchiv)
Dachaus älteste Urkunde: die Pergamenturkunde von Herzog Ernst vom 19. November 1409. (Foto: Stadtarchiv)
Dachaus älteste Urkunde: die Pergamenturkunde von Herzog Ernst vom 19. November 1409. (Foto: Stadtarchiv)
Dachaus älteste Urkunde: die Pergamenturkunde von Herzog Ernst vom 19. November 1409. (Foto: Stadtarchiv)

Bisher war das älteste Dokument im Stadtarchiv Dachau die Kaufurkunde über ein Waldstück bei Puchschlagen vom 3. März 1526 auf Pergament. Dies änderte sich nun schlagartig, als in einer falsch betitelten Akte vier weitere Pergamenturkunden entdeckt wurden, von denen drei aus dem 15. Jahrhundert und eine aus dem 17. Jahrhundert stammen. Die drei älteren sind auch in den sog. Kopialbüchern erfasst, in denen Abschriften der Dachauer Urkunden von 1391 bis 1607 notariell beglaubigt wurden, und von denen man bisher annahm, die Originale wären im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) vernichtet worden.
Alle vier Urkunden behandeln das Thema Wochenmarkt in Dachau, der früher immer am „Pfinztag“, also am Donnerstag, abgehalten wurde. Mit Urkunden von 1409 und 1435 bestätigte Herzog Ernst (1373-1438) und 1474 Herzog Sigmund (1439-1501) den Dachauern das Recht, diesen Wochenmarkt abzuhalten. In der vierten Urkunde von 1653 genehmigt Kurfürstin Maria Anna (1610-1665), Witwe von Kurfürst Maximilian I. (1573-1651), das Wiederabhalten des Dachauer Wochenmarktes, der wohl durch die vorangegangen Kriegswirren aufgegeben worden war. Interessanterweise hebt sie darin die „Marktpflicht“ auf, d.h. Käufer und Verkäufer aus Dachau und Umgebung sind nun nicht mehr an diesen Markt gebunden, „sonndern einem ieden freygestelt sein solle, seine feilschafften in dem Landt an offentlichen Marckht zuetragen, wohin es Ime iedesmahlen gefehlig vnnd beliebig sein wierdet.“

Fehler passierte wohl um 1890

Wie kommt es nun, dass diese landesherrlichen Privilegien erst jetzt aufgetaucht sind? Die betreffende Akte, die im Aktenregister von etwa 1890 unter der Bezeichnung „Viktualienpolizei“ (Lebensmittelkontrolle) vom Jahr 1645 verzeichnet ist, war dementsprechend auch so in der elektronischen Datenbank des Stadtarchivs erfasst. Und unter diesem „uninteressanten“ Titel haben wohl weder der Chronist Dr. August Kübler (1863-1936) noch der verdienstvolle Dachauer Historiker und ehrenamtliche Stadtarchivar Dr. Gerhard Hanke (1924-1998) Nachforschungen angestellt. Erst bei der derzeit laufenden systematischen Neu-Erfassung der Altakten kam zutage, dass der eigentliche Betreff lautet „Acta, die wiederumige erheb- und Frequentirung des Uralt Specialiter Gnädigst verwilligt- und privilegirten Wochen-Victualien- dan Viehe-Markts in dem Kurfrtl. Bann Markt Dachau Betrf.“, also die Wiederbelebung des Dachauer Wochen- und Viehmarktes. Der Fehler muss um 1890 beim Eintrag in das Aktenregister erfolgt sein, sorgt nun aber für eine angenehme Überraschung und verlegt die Bestände des Stadtarchivs von der Frühen Neuzeit ins späte Mittelalter.

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