Sie ist die älteste Literaturzeitschrift Bayerns und feiert jetzt Geburtstag: Die „Literatur in Bayern“ blickt stolz auf 150 Ausgaben. Und zum Jubiläum haben sich viele versammelt, um mit Gastbeiträgen und Grußworten zu gratulieren: von amtierenden und früheren Staatsministern bis zu Münchens Alt-OB Christian Ude und jeder Menge prominenter Künstler und Autoren wie den Gebrüdern Well, Gerhard Polt, Luise Kinseher, Christian Springer, Franz Xaver Kroetz und Marie Theres Relin.
Wie es zur Geburt der Literatur- und Kulturzeitschrift kam, erzählt Gerd Holzheimer, der in Gauting lebende Herausgeber und Chefredakteur. Vor 40 Jahren wollte man die Germanistik nicht nur den Nordlichtern überlassen. Deshalb wurde auf Betreiben von Marianne Strauß, der Ehefrau des damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß, sowie dem damaligen Kultusminister Hans Maier im Jahr 1984 der bisher einzige Lehrstuhl für bayerische Literaturgeschichte an der Uni München ins Leben gerufen. Auch wenn damals die Empörung groß war, dass der erste bayerische Literaturgeschichtsprofessor ausgerechnet ein Preuße war, der Institutsleiter mit dem schönen Namen Dietz-Rüdiger Moser stammte aus Berlin. Und er war nicht mal Literaturprofessor, sondern Volkskundler und Musikwissenschaftler. Moser aber war rührig, kannte Gott und die Welt, konnte Leute zusammenbringen und setzte 1985 mit der Gründung der „Literatur in Bayern“ wichtige Akzente in der Literaturszene. Gerd Holzheimer, damals selber Lehrbeauftragter am Institut, war quasi von Anfang an als Autor mit dabei.
Der kleine Lehrstuhl für bayerische Literaturgeschichte wurde irgendwann wieder dichtgemacht, er fiel leider einer Sparwelle der Uni zum Opfer. Die Zeitschrift aber gibt es heute noch – auch dank des tatkräftigen Einsatzes von Gerd Holzheimer, der es als eine Art Vermächtnis ansah, das Heft nach dem Tod Mosers im Jahr 2010 weiter am Leben zu erhalten. Dies gelang dank viel Elan und der notwendigen Bereitschaft zur Selbstausbeutung, denn die Redaktionsarbeit geschieht rein ehrenamtlich. Dafür gehören zum Team einige der besten Köpfe und Kenner der bayerischen Literatur- und Kulturszene, neben Holzheimer und seiner Frau Inge, einer gelernten Verlegerin, etwa der Publizist Klaus Hübner, die Literaturwissenschaftlerin und Künstlerin Brigitta Rambeck, Trägerin des Schwabinger Kunstpreises, Michael Stephan, Leiter des Münchner Stadtarchivs, Pia-Elisabeth Leuschner vom Lyrik-Kabinett München und viele mehr. Freilich tut sich die kleine Zeitschrift, die im Abo neun Euro pro Heft kostet und viermal im Jahr in einer Auflage von 1200 erscheint, in einem hart umkämpften Markt immer wieder mit der Finanzierung schwer. So sei es ein running Gag, die vierteljährlich stattfindenden Redaktionstreffen mit den Worten „Ich darf Sie heute zu unserer letzten Sitzung“ zu begrüßen, erzählt Herausgeber Holzheimer schmunzelnd. Zum Glück, kann man sagen, hat sich das mit der letzten Sitzung dank eines wohlgesinnten Sponsoren- und Freundeskreises bislang nicht bewahrheitet.
Literatur in Bayern, das soll nicht heißen, dass man als Autor ein gebürtiger Bayer sein oder im Dialekt schreiben muss, ist es Holzheimer wichtig, klarzustellen. Schon immer war der Bogen viel weiter gespannt. Es bedeutet Literatur von Autoren, die in Bayern leben - oder sich von ganz woanders her mit dem Land, seinen Leute und seiner Kultur befassen. Mal heißt das Schwerpunktthema „Dialekt”, mal „Freundschaft” oder „Herkommen”. Im Heft gibt es Geschichten, Essays, Lyrik, Fachthemen, Geschichtliches und Buchbesprechungen aus der Feder von prominenten wie unbekannten Namen. Kurzum: Es ist ein kenntnisreicher Spiegel der reichen Literatur- und Kulturszene des Freistaats, das hoffentlich noch viele, viele Jahre vor sich hat.