Zu den Ärmsten ihrer Zeit zählten sie ganz gewiss nicht: Prachtentfaltung gehörte für sie als weit über der gewöhnlichen Gesellschaft stehenden Aristokratinnen zur Normalität. Und doch würden sie nicht wenig staunen, könnte man sie aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart versetzen: Für die Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien, für Liselotte von der Pfalz (eigentlich Elisabeth Charlotte Herzogin von Orléans), für Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg wären New Yorks Christmas Tree und der Münchner Christbaum ebenso Anlass zur Bewunderung wie für zahlreiche andere Menschen heutzutage.
Wundervoll sind sie denn auch, die schönsten und größten unter allen Weihnachtsbäumen, die 'alle Jahre wieder' in der christlich geprägten Welt als Symbol des Weihnachtsfestes und des Friedens im Zeichen der Geburt Christi ihre ganze Pracht entfalten: 27.000 Lichter am Christbaum im New Yorker Rockefeller Center, verbunden durch sieben Kilometer Kabel, tauchen die Fifth Avenue zwischen der 49th und der 50th Street in ein nahezu überirdisch wirkendes Licht. Kein Wunder, dass die Bewohner des 'Big Apple' stolz sind auf ihren Christmas Tree, der als schönster Weihnachtsbaum der Welt gilt. Eine Pracht ganz besonderer Art bietet der im Metropolitan Museum of Art in New York das ganze Jahr über als Exponat des Museums zu bewundernde Weihnachtsbaum: Seine Besonderheit zieht alljährlich Abertausende von Besuchern in ihren Bann – die 140 handgefertigten Figuren einer italienischen Weihnachtskrippe.
Was aber haben die eingangs genannten Fürstinnen mit diesen Weihnachtsschönheiten unserer Tage zu tun? Sehr viel. Denn ohne sie gäbe es möglicherweise weder die größten und schönsten noch die vielen Weihnachtsbäume im privaten familiären Kreis – sie zählen zu den Pionierinnen der internationalen Verbreitung des Weihnachtsbaums: Im Schloss der Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien soll 1611 der erste kerzengeschmückte Weihnachtsbaum gestanden haben.
Liselotte von der Pfalz hatten es die mit Kerzen geschmückten Buchsbäumchen angetan – der Überlieferung zufolge berichtet sie im Jahr 1708 davon. Die Kenntnis von diesen kerzengeschmückten Bäumchen geht aber viel weiter zurück, folgt man den Jugenderinnerungen Liselottes an die Zeit am Hannoverschen Hof (1660). „Christkindlbringerin“ wurde die (protestantische) Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg im Volksmund genannt: Die Gattin Erzherzog Karls, der Napoleon bei Aspern besiegte, führte den Weihnachtsbaum-Brauch am Heiligabend des Jahres 1816 am österreichischen Hof ein.
Anlass war ihr erstgeborenes Kind; sie folgte damit einem alten Brauch ihrer rheinländischen Heimat. Der Christbaum wurde mit 12 Kerzen – für jeden Monat eine – geschmückt und wie auch der Name, den die Bevölkerung der beliebten Prinzessin gab, zeigt, nahmen die Österreicher diesen Brauch innerhalb weniger Jahre an.
Ob nun aber „der Schönste“, „der Größte“, „der Kunstvollste“: Für jeden von uns und vor allem für unsere Kinder ist und bleibt doch 'unser' Weihnachtsbaum zu Hause der Allerschönste... Nordmanntanne