Beeindruckende Bilanz | Kurier Dachau

Beeindruckende Bilanz

Der Indersdorfer Asyl-Helferkreis feiert sein zehnjähriges Bestehen. (Foto: Asyl-Helferkreis Indersdorf)
Der Indersdorfer Asyl-Helferkreis feiert sein zehnjähriges Bestehen. (Foto: Asyl-Helferkreis Indersdorf)
Der Indersdorfer Asyl-Helferkreis feiert sein zehnjähriges Bestehen. (Foto: Asyl-Helferkreis Indersdorf)
Der Indersdorfer Asyl-Helferkreis feiert sein zehnjähriges Bestehen. (Foto: Asyl-Helferkreis Indersdorf)
Der Indersdorfer Asyl-Helferkreis feiert sein zehnjähriges Bestehen. (Foto: Asyl-Helferkreis Indersdorf)

Der Asyl-Helferkreis Indersdorf unterstützt seit zehn Jahren Asylsuchende. „Und wir meinen, wir haben viel Erfolg und natürlich auch Niederlagen erlebt. Auf jeden Fall war und ist es eine sehr abwechslungsreiche, manchmal auch aufregende Zeit”, so Heidrun Kurz und Georg Weigl, die Koordinatoren vom Asyl-Helferkreis Indersdorf. Zum Jubiläum haben sie Bilanz gezogen und informieren darüber, wie sich die Flüchtlingssituation in Indersdorf entwickelt hat:

An einem Samstag im September 2013 erfuhren einige Indersdorfer Bürger zufällig, dass Flüchtlinge in der ehemaligen Tennishalle im Indersdorfer Gewerbegebiet einquartiert wurden. Es wurde spontan ein erstes Treffen für einen zu gründenden Asyl-Helferkreis vereinbart. Von den 26 Flüchtlingen kamen neun aus Nigeria, acht aus Mali, sieben aus Senegal und zwei aus Sierra Leone. Sieben von ihnen sind heute noch in unserer Obhut, fünf in anderen Landkreisgemeinden, drei in Deutschland und zehn im europäischen Ausland. Ein Flüchtling wollte freiwillig zurück nach Mali.

Von den 15 Männern, die noch in Deutschland sind, arbeiten alle, die meisten seit vielen Jahren, und zwar fünf als Fachkraft mit Ausbildung (als Bäcker, Maler, Maurer und zwei als Pflegefachkraft), vier als Facharbeiter ohne Ausbildung (Küchenchef, zwei bei Indersdorfer Firmen) und sechs als Arbeiter beziehungsweise Helfer.

Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich der Asyl-Helferkreis Indersdorf um ungefähr 275 Flüchtlinge gekümmert. Dabei sind die annähernd 200 Personen, welche 2015/16 gemeinsam in der damaligen Tennishalle untergebracht waren, nicht mitgerechnet. Für deren Betreuung gab es damals ein separates Team im Helferkreis. Zusätzlich haben wir ein kleines Team, welches sich um zirka 25 bis 30 Ukrainerinnen mit Kindern kümmert.

Der Asyl-Helferkreis besteht aus etwa 20 bis 30 Helfenden, sieben von ihnen sind von Anfang an dabei. Insgesamt waren über die Jahre hinweg rund 80 Helferinnen und Helfer engagiert.

Während am Anfang die Ausstattung mit Kleidung und die Orientierung in Indersdorf und im Landkreis sowie das MVV-Tarifsystem im Vordergrund standen, wurden die Aufgabengebiete später größer und vielfältiger. Das geht vom Deutschunterricht bis zur Wohnungsvermittlung, von Arzt- und Ämterbegleitung bis zum Organisieren und Reparieren von Fahrrädern, von Begleitung bei Schwangerschaft und Geburt bis zu Kindergarten- und Schulplätzen, von der Lieferung abgelaufener Lebensmittel bis zum Abschluss von Privathaftpflichtversicherungen. Später stand die Arbeits- und Ausbildungsvermittlung und insbesondere die Ausbildungsbegleitung, also Nachhilfe in fast allen Fächern, im Vordergrund.

Der Helferkreis war beim Vermitteln fast aller Wohnungen beteiligt, insbesondere beim Umzug, bei der Ausstattung mit Mobiliar und bei vielem anderen mehr. Bei vielen Briefen, die ankommen, sind wir gefragt, den Inhalt zu vermitteln. Ein umfangreiches Arbeitsgebiet sind die vielen Anträge, welche insbesondere bei Familien mit Kindern laufend anfallen.

Um diese Aufgaben zu bewältigen hat der Helferkreis sogenannte Paten, die sich um einen oder mehrere Flüchtlinge persönlich kümmern. Damit der Informationsfluss aber erhalten bleibt, treffen wir uns regelmäßig alle 14Tage, anfangs sogar wöchentlich, um zu informieren, Probleme gemeinsam zu besprechen und Lösungen zu finden. Seit September 2013 gab es insgesamt 341 Treffen.

Aktuell kümmert sich der Helferkreis um 77 Personen (56 Männer, 10 Frauen und 11 Kinder). 38 von ihnen sind in Flüchtlingsunterkünften des Landkreises, also in den Containern in der Rieder Straße beziehungsweise in einer Wohnung in der Rothbachstraße untergebracht. Sie kommen aus folgenden Ländern: 19 Türkei, 10 Nigeria, 2 Mali, 2 Äthiopien, 1 Sierra Leone, 1 Niger, 1 Uganda, 1 Jemen, 1 Eritrea. 39 von ihnen wohnen mittlerweile in 16 eigenen Wohnungen. Sie kommen aus Eritrea, Syrien, Jemen und Nigeria, weitere aus Sierra Leone, Senegal, Gambia und Iran.

Von den 77 Flüchtlingen haben bereits 45 einen Aufenthaltstitel, sechs von ihnen sind als sogenannte Fehlbeleger noch in der Unterkunft. Für sie war die Wohnungssuche noch nicht erfolgreich. Somit sind 32 Flüchtlinge noch im Asylverfahren beziehungsweise geduldet. Größtenteils sind das die türkischen Staatsangehörigen, welche uns im Lauf des letzten Jahres zugewiesen wurden.

Während des zehnjährigen Bestehens unseres Asyl-Helferkreises haben wir die Erfahrung gemacht, dass immer alle arbeiten wollen. Nachdem sie etwas Deutsch gelernt haben, war es bisher auch nie ein Problem, für jeden Flüchtling eine passende Arbeit zu finden. Allerdings haben auch viele, teilweise über Jahre hinweg, ein vom Landratsamt verhängtes Arbeitsverbot.

Eine Ausbildung haben innerhalb der zehn Jahre 26 Flüchtlinge begonnen.
12 haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen (2 Maler, 2 Pflegehelfer, 2 Pflegefachkräfte, Bäcker, Elektroniker, Hotelfachkraft. Kaufmann, Maurer und Nutzfahrzeugmechatroniker).
2 sind aktuell noch in der Ausbildung (Medizinische Fachangestellte und Pflegefachkraft).
4 haben die Abschlussprüfung nicht geschafft (2 Verkäufer, Maler und Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik). Bis auf einen arbeiten auch diese nach wie vor in ihrem Ausbildungsbetrieb.
8 haben die Ausbildung bereits im ersten Jahr abgebrochen, die meisten haben die Berufsschule nicht bewältigt.
2 Flüchtlinge studieren Ethnologie beziehungsweise Informatik, einer hat seinen Bachelor in Bioinformatik. Und 8 von den Migranten, welche wir irgendwann betreut haben, besitzen bereits die deutsche Staatsbürgerschaft.

Zehn Jahre Flüchtlingsarbeit, war sie sinnvoll? Hat sie Menschen geholfen? Wir finden der Werdegang der Flüchtlinge in Indersdorf kann sich sehen lassen. Wir werden mit unserer Arbeit weitermachen und den Flüchtlingen so gut es geht helfen, sich in Deutschland zu integrieren.”
Heidrun Kurz und Georg Weigl
Koordinatoren vom Asyl-Helferkreis Indersdorf

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