9. Dachauer Lesefestival im Ludwig-Thoma-Haus | Kurier Dachau

Veröffentlicht am 19.09.2022 13:11

9. Dachauer Lesefestival im Ludwig-Thoma-Haus

Nicola Förg <br> (Foto: Florian Deventer)
Nicola Förg
(Foto: Florian Deventer)
Nicola Förg
(Foto: Florian Deventer)
Nicola Förg
(Foto: Florian Deventer)
Nicola Förg
(Foto: Florian Deventer)

Corona und die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben die Welt dauerhaft verändert. In vielen Bereichen werden wir nicht in den Zustand davor zurückkehren. Worauf wir aber nicht verzichten wollen, sind direkte Begegnungen, Gespräche und der Austausch über Literatur und all die großen Fragen, die in Büchern verhandelt werden. Daher lädt die Stadtbücherei Dachau heuer zum 9. Mal zum Literaturfestival DACHAU LIEST ein. Wer sich für aktuelle Literaturtexte und Live-Diskussionen begeistert, wer namhaften Autorinnen und Autoren, renommierten Moderatorinnen und Moderatoren und anderen leidenschaftlichen Bücherfans begegnen möchte, ist herzlich eingeladen.

"Wir setzen gleichermaßen auf bekannte wie auf neue Stimmen der deutschsprachigen Literatur und auf intelligente, herausfordernde und unterhaltsame Lektüre: Zu Gast auf der Lesebühne im Ludwig-Thoma-Haus sind Nicola Förg und Michaela May, Christoph Poschenrieder, Jaroslav Rudiš und Edgar Selge. Mit Nava Ebrahimi begrüßen wir außerdem die Gewinnerin des in Klagenfurt vergebenen Ingeborg Bachmann-Preises 2021, einer der begehrtesten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum. Für das Kinderpublikum liest zudem Jochen Till aus dem ersten Band seiner beliebten Reihe Luzifer junior", so Dr. Slávka Rude-Porubská, Leiterin der Stadtbücherei Dachau.

"Hohe Wogen"
Mittwoch, 5. Oktober um 20 Uhr (Einlass: 19.30 Uhr) im Ludwig-Thoma-Haus

Ein archaischer Fünfzack, den die Fischer an Oberbayerns Seen früher zum Wallerstechen verwendet haben, ein Stand-Up-Paddle-Board als ultramodernes Trendsportgerät – und eine Frauenleiche! Im 13. Band der Alpen-Krimiserie von Nicola Förg mit dem Titel Hohe Wogen (Piper) hat es das Ermittlerinnen-Duo Irmi Mangold und Kathi Reindl mit einem rätselhaften Mordfall zu tun.

Die im Starnberger See auf seinem SUP-Board treibende tote Frau mit dem Fünfzack in der Brust ist schnell als Sissy Mühlegger identifiziert, die als Filmlocation-Scoutin in der Gegend nach geeigneten Drehschauplätzen suchte. Die Motive für den Mord sind so zahlreich wie die Wellen am Seeufer: Wurde die exzentrische Sissy von einem aufgebrachten Anwohner getötet, der sich von dem unkontrollierten Massentourismus terrorisiert fühlt? Von einem der örtlichen Naturschützer, der alle Freizeit-Wassersportler verdächtigt, rücksichtslos durch die Schilfgürtel und Vogelschutzgebiete zu strampeln? Oder hat ihr Tod eher mit der Filmbranche zu tun, in der Sissy genug Kunden für ihre heimlichen Geschäfte mit dem Öl aus Hanfpflanzen gefunden hat? Die Cannabidiol-Tropfen ohne genaue Herkunftsbezeichnung, von Sissy als Wunderheilmittel angepriesen, verursachen bei mehreren Käufern allerdings ernsthafte gesundheitliche Probleme …

Eine Mischung aus spannendem Krimi-Plot und relevantem umweltpolitischen Thema, die die Schauspielerin und Hörbuchsprecherin Michaela May zusammen mit der Autorin in einer szenischen Lesung präsentiert.

"Ein Leben lang"
Donnerstag, 6. Oktober um 20 Uhr (Einlass: 19.30 Uhr) im Ludwig-Thoma-Haus
Moderation: Günter Keil

„Fünf Blickwinkel, fünf Mal Vergessen, fünf Mal Erinnern, fünf Mal das Gleiche und am Ende doch nicht dasselbe.“ Sebastian, Till, Benjamin, Sabine und Emilia kennen sich seit der Kindheit in einem Münchner Vorort. Die Clique hält zusammen und auch zu ihrem namenslosen Freund, der in einem langwierigen Indizienprozess wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wird. Er soll seinen Onkel, einen vermögenden Unternehmer, aus Habgier heimtückisch erschlagen haben. Die Freunde kämpfen für den Angeklagten, denn er kann, er darf kein Mörder sein.

15 Jahre nach der Tat werden sie für ein Buchprojekt nochmals getrennt voneinander befragt. Die Notizen der Journalistin, die Kurzberichte des Anwalts und die Aussagen des Freundeskreises und des Gefangenen montiert Christoph Poschenrieder in seinem 2022 erschienenen Roman "Ein Leben lang" (Diogenes) zu einem faszinierenden Psychogramm der Freundesgruppe: Was passiert, wenn passiert, was nicht passieren darf? Was ist Freundschaft und was hält sie aus? Wem kann man trauen, wenn die eigenen Erinnerungen täuschen? Wie weit trägt die Loyalität in einer einst verschworenen Gemeinschaft und wie geht man mit einer fundamentalen Verunsicherung um?

Inspiriert von dem sogenannten Münchner Parkhausmord schreibt der Autor keinen Krimi und keinen Justizroman, sondern die aufwühlende Geschichte einer strapazierten Freundschaft.

"Das Paradies meines Nachbarn"
Freitag, 7. Oktober um 20 Uhr (Einlass: 19.30 Uhr) im Ludwig-Thoma-Haus
Moderation: Maryam Aras

Eine hippe und äußerst erfolgreiche Kreativagentur in München. Ein Schlachtfeld im Iran, auf dem Kinder als lebende Minen-Detektoren in den Tod geschickt wurden. Was haben diese zwei Welten im Nava Ebrahimis Roman "Das Paradies meines Nachbarn" (btb) gemeinsam?

Die deutsche und die iranische, der Westen und der Mittlere Osten, die Welt der glatten Oberfläche und die der tiefen Wunden? Ein Brief aus Teheran bringt das Leben des Stardesigners Ali Najjar ins Wanken, dessen Biografie als Kindersoldat im Ersten Golfkrieg, seine Flucht nach Deutschland und seine traumhafte Karriere in allen Hochglanzmagazinen Schlagzeilen machte – er soll in Dubai eine Nachricht von seiner verstorbenen Mutter ausgehändigt bekommen.

Die Begegnung mit dem nach einem Giftgasanschlag im Rollstuhl sitzenden Ali-Reza lässt Najjars Story plötzlich als eine dreiste Lebenslüge auffliegen: Nicht Ali Najjar, sondern Ali-Reza, sein Ziehbruder, wurde als sein Stellvertreter der Ideologie der fanatischen Mullahs mit dem Versprechen auf einen Platz im Paradies ausgesetzt und als Kindersoldat an die Front im Iran-Irak-Krieg geschickt. Eine ergreifende Geschichte von den schmerzhaften Brüchen im Leben und von Wahrheit, Verdrängung und Schuld.

"Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen"
Samstag, 8. Oktober um 20 Uhr (Einlass: 19.30 Uhr) im Ludwig-Thoma-Haus
Moderation: Alex Rühle

Die Eltern von Jaroslav Rudiš haben sich im Zug kennen- und lieben gelernt. Sein Cousin Ivan war Lokführer, sein Onkel Miroslav Bahnhofsvorsteher und sein Großvater Alois Weichensteller. Eigentlich war da eine Karriere bei der Bahn vorprogrammiert, wäre da nur nicht die verdammte Brille! Zum Glück für alle Leserinnen und Leser ist Jaroslav Rudiš kein Eisenbahner geworden, sondern Schriftsteller, der uns in seinem Buch "Die Gebrauchsanweisung fürs Zugfahren" (Piper) auf eine Zugfahrt quer durch Europa mitnimmt.

Im Takt der Schienen reisen wir mit dem passionierten Bahnfahrer von Sizilien bis nach Lappland, im Nachtzug durch Polen und die Ukraine sowie im Speisewagen von Hamburg nach Prag. Leidenschaftlich berichtet er davon, wie er vor seinem Waggonfenster zwischen Felsen und Bäumen zum ersten Mal die Adria erblickt. Wie er mit der Schmalspurbahn die Wälder im Harz erkundet. Wie er in 40 Stunden auf so vielen Verbindungen wie möglich durch ganz Deutschland fährt. Und er verrät uns die Standorte der Haltestellen, die „Güterglück“ und „Herzberg“ heißen, sowie die Hitliste der besten Speisen im Bordrestaurant. Steigen Sie ein, der Zug fährt ab!

"Hast du uns endlich gefunden"
Sonntag, 9. Oktober um 17 Uhr (Einlass: 16.30 Uhr) im Ludwig-Thoma-Haus
Moderation: Knut Cordsen

„Unsere Eltern wollen beweisen, dass der Krieg und die sogenannte schlechte Zeit vorbei ist. Jetzt muss Glanz her.“ In seinem autobiografischen Roman "Hast du uns endlich gefunden" (Piper) beschreibt Edgar Selge so grausam wie zärtlich sein Aufwachsen in den 1960er-Jahren.

Das Schöne, das Erhabene soll in der Familie des Zwölfjährigen und seiner vier Brüder die Schatten des Krieges vertreiben. In dem bürgerlichen Haushalt des Gefängnisdirektors Selge wird viel musiziert. Die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur und die musische Erziehung ihrer Söhne nachzuholen, was sie ihre verlorenen Jahre nennen. Und doch ist das Vergangene präsent, es sind Risse in der scheinbar geordneten Welt zu spüren … Die NS-Zeit liegt noch nicht weit zurück, das Mitläufertum der Eltern wird in politischen Auseinandersetzungen am Esstisch von den Söhnen zunehmend kritisch hinterfragt.

Zum Familienalltag gehört auch eine Tracht Prügel mit dem Rohrstock bei jedem noch so kleinen Vergehen. Die väterliche Gewalt entlädt sich regelmäßig, beinahe zwanghaft, wenn der junge Edgar sich mal wieder mit List und Lüge aus dem Elternhaus zur Spätvorstellung ins Kino stiehlt oder die Klassenkasse veruntreut.

Das wunderbar lakonische Buch läuft jedoch nicht auf eine Abrechnung mit den Eltern und ihrer Generation hinaus, sondern legt eindringlich all die Ambivalenzen offen, die in Eltern-Kind-Beziehungen liegen – die gegenseitigen Verletzungen und Trost, das Einander-Verlieren und Wiederfinden, und die unerschütterliche Liebe, trotz allem.

Lesung für Kinder: "Luzifer junior: Zu gut für die Hölle" (Band 1)
Donnerstag, 6. Oktober um 15 Uhr (Einlass: 14.30 Uhr) im Ludwig-Thoma-Haus
Für Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren
Eintritt frei

Luzifer, genannt Luzie, ist elf Jahre alt und Protagonist der teuflisch guten Kinderbuchreihe des Autors Jochen Till und Illustrators Raimund Frey, die bisher elf Bände zählt.

Als Sohn des Teufels soll Luzifer junior später mal die Hölle übernehmen. Doch das wird nicht klappen, wenn er sich nicht ändert. Statt Bestrafungen denkt sich Luzie nämlich lieber kreativ-freche Streiche aus und insgesamt steht er mehr auf Fairness und Gerechtigkeit, was überhaupt nicht zu dem altbewährten Höllenkonzept passt.

Da sich Luzifers Vater ernsthafte Sorgen um die Zukunft seines Sohnes macht, schickt er ihn in dem ersten Band "Zu gut für die Hölle" (Loewe) kurzerhand auf die Erde in ein Jungen-Internat, damit er in einem Praktikum unter den Menschen lernt, richtig gemein zu sein. Denn man weiß ja, das Bösesein kann man am Besten von denen lernen, die nichts lieber tun als hilflosen Klassenkameraden das Leben zur Hölle zu machen. Doch wie sich zeigt, ist Luzie durchaus in der Lage, sich durchzusetzen, ohne so fies zu werden, wie es sich sein Vater erhofft. Und unter den Kindern im Sankt Fidibus-Internat auch noch Freunde zu finden, die ihn dabei unterstützen, seinen eigenen Weg zu gehen.

Das Literaturfestival DACHAU LIEST findet von 5. bis 9. Oktober im Ludwig-Thoma-Haus statt.

Karten für die Lesungen sind zum Preis von 14 Euro (zuzüglich VVK-Gebühr) als personalisierte print@home-Tickets über München Ticket (www.muenchenticket.de) und in der Tourist-Information Dachau erhältlich.

Der Eintritt zur Kinderlesung ist frei. Eltern und Großeltern (je eine erwachsene Person pro Kind) sind herzlich willkommen.
Eine verbindliche Anmeldung ist nur persönlich in der Hauptstelle der Stadtbücherei Dachau am Max-Mannheimer-Platz 3 möglich.

Beim Besuch der Lesungen sind die zum jeweiligen Zeitpunkt geltenden Schutz- und Hygienebestimmungen zu beachten. Über die tagesaktuellen Vorgaben und gegebenenfalls Änderungen des Programms kann man sich auf der Webseite der Stadtbücherei Dachau unter www.dachau.de/dachau-liest informieren.

Die Bücher der vorgestellten Autorinnen und Autoren kann man in der Stadtbücherei Dachau ausleihen. Bei den Lesungen gibt es einen Büchertisch der Buchhandlung Subtext.

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