Freuen Sie sich, dass mit dem 9 Euro Ticket viele Menschen das Zugfahren für sich entdecken?
Rudis: Oh ja. Und ich hoffe, dass ist nur der Anfang, dass wir in Deutschland bald eine echte Verkehrswende erleben werden. Wir brauchen den öffentlichen Verkehr, wir müssen ihn ausbauen. Das kostet natürlich Geld. Das Auto hat, glaube ich, in der Zeit des Klimawandels, keine große Zukunft. Der öffentliche Verkehr ja. Ich hoffe, dass die Politik es endlich versteht. Wir brauchen mehr Gleise, mehr Kapazitäten, mehr Züge. Wir sollten in die Schweiz oder nach Österreich schauen, wo sehr viel Geld in die Eisenbahn investiert wird. Und wo die Züge rollen und rollen und rollen. Und pünktlich sind.
Viele Reisende sind genervt von überfüllten und verspäteten Zügen. Sie finden Zug fahren beruhigend, fast meditativ. Kann auch der normale Fahrgast diesen Zustand erreichen?
Ich versuche meine Reisen so zu planen, dass ich nicht in den überfüllten Zügen sitze. Doch ich weiß, das es oft nicht leicht ist. Wir brauchen einfach mehr Züge. Das Bahnfahren an sich ist wirklich toll, es hat fast eine heilende Wirkung, das wollte ich in meinem Buch auch erzählen. Wo haben sie sonst so viel Zeit für sich, für die Landschaft, für die Geschichte und die Geschichten, fürs Nachdenken und Meditieren? Im Auto geht das alles eher nicht. Da gibt es nur Stress.
In Ihrem Roman nehmen Sie uns mit auf eine Zugfahrt durch Europa. Haben Sie eine Lieblingsstrecke, die man „befahren“ haben muss?
Das sind sehr viele Strecken. Oft bin ich zwischen Berlin und Prag unterwegs, ich bin schon lange Stammplatz im Speisewagen, habe da meinen Tisch und verbringe dort meistens die ganze Zeit. Und diese Strecke ist wirklich sehr schön, vor allem im Elbtal zwischen Dresden und Böhmen. Im tschechischen Speisewagen wird noch richtig gekocht und das frisch gezapfte Bier schmeckt auch sehr gut. Da ist man gerne Stammgast. Sonst fahre ich gerne auch weiter bis nach Wien und von dort mit dem EC Emona über Ljubljana nach Triest. Eine ganz alte und malerische Strecke über die Alpen und über den Karst. Auch hier gibt es noch einen tollen alten Speisewagen, wo Herr Popović vielleicht das beste Schnitzel auf den Schienen zubereitet. Und eine echte Kaffeemaschine hat, wie im Caféhaus in Wien oder in Triest. Sein Espresso ist auch einfach perfekt.
Die Lesung findet im Ludwig-Thoma-Haus statt. Weitere Infos und die aktuellen Bestimmungen findet man auf www.dachau.de/dachau-liest.
Tickets über München Ticket unter www.muenchenticket.de und bei der Tourist-Information Dachau.